Katrin Schicketanz

in Entwicklung

Aus der Episode Eine schreckliche Nacht in Surabaya

… Hin und wieder haben uns die Japanischen Besatzungsoffiziere in Surabaya eingeladen. Das waren immer wieder schreckliche Sauforgien – man stelle sich vor: Jeder prostet unentwegt jedem zu. Und wenn dann 13 Mann in die eine Richtung geprostet haben, dann musste natürlich auch gleich wieder 13 Mal zurück geprostet werden – und meistens hieß es dann „Kampei!“, und das bedeutete nicht nur übersetzt „den Becher zu leeren“.

Eines Tages kam die Einladung eines höheren japanischen Offiziers zu sich nach Hause. Ich wollte da lieber nicht allein hingehen und konnte meinen Kumpel Kacmarek überreden, mich zu begleiten. Das Essen war großartig. Zu unserem Unglück muss ihm aber jemand gesagt haben, dass Deutsche unheimlich gerne Bier trinken. Wir haben also erst mal schön gegessen. Dann standen da aber zwei Kästen Bier. Ich trinke allerdings mal ein Fläschchen, trinke auch mal zwei, über drei Stunden, also eher kleine Mengen für einen echten Seemann, aber zwei Kästen? Na ja, es ging dann langsam los: „Kampei“ hier, „Kampei“ da, zwischen dem japanischen Gastgeber, Kacmarek und mir.

Wir hatten also die erste Kiste noch lange nicht weg, da hab ich zu Kacmarek gesagt: „Los komm, lass uns gehen!“ Das gefiel unserem Gastgeber gar nicht: „Das geht auf gar keinen Fall. Ich hab das Bier ja extra und nur für Euch gekauft. Das müsst Ihr jetzt auch schön mit mir austrinken!“ Er wurde langsam richtig wild, er hatte ja auch schon einige Flaschen intus. Ich hab noch versucht ihn zu besänftigen: „Also, das tut uns wirklich leid, aber wir müssen jetzt los ...!“ Da zog er blitzartig sein Samurai-Schwert und haute damit nur knapp an meinem Ohr vorbei – ich spürte den Luftzug genau, und dann sagte er: „Ich muss mich töten! Ich habe mein Gesicht verloren! Aber vorher muss ich Euch noch töten!“ …

Hans Müller

Pass ausgestellt von der japanischen
Besatzungsmacht